Mittwoch, 21.06.2023

Bundesweiter Aktionstag „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“

St. Marien-Hospital Lüdinghausen und Christophorus Kliniken fordern nachhaltige Finanzierung.

Für eine gesicherte Krankenhaus-Versorgung im Kreis Coesfeld setzen sich gemeinsam mit Dr. Mark Lönnies (Geschäftsführer Christophorus Kliniken, 2.v.r.) und Johannes Simon (Geschäftsführer St. Marien-Hospital Lüdinghausen, 2.v.l.) Landrat Dr. Schulze Pellengahr (r.) und Dietmar Panske (Mitglied des Landtages, l.), ein. Text und Foto: Christophorus Kliniken, Claudia Koller

Gestern haben die Kliniken in Deutschland bei einem bundesweiten Aktionstag unter dem Titel „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ auf ihre sich zunehmend dramatisch entwickelnde wirtschaftliche Situation aufmerksam gemacht. Auch die Christophorus Kliniken Coesfeld-Dülmen-Nottuln (CK) sowie das St. Marien-Hospital Lüdinghausen beteiligten sich an der Aktion - denn sie sind ebenfalls durch immense inflationsbedingte Kostensteigerungen und jahrzehntelange fehlende Refinanzierung betroffen. Eine der Aktionen war eine gemeinsame Info- und Diskussions-Veranstaltung, bei der die zwei Geschäftsführer politischen Vertretern die konkrete Situation der beiden Krankenhäuser im Kreis Coesfeld vorstellten.
„In den letzten Jahren haben wir mit sehr großen Anstrengungen ein positives Jahresergebnis sicherstellen können – obwohl die Länder schon sehr lange ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Finanzierung nicht nachkommen. Inzwischen geht durch die allgemeine Inflation in allen Bereichen sowie die Steigerungen der Personalkosten die Schere zwischen Kosten und Erlösen jedoch sehr stark auseinander. Hintergrund: Die Erlössteigerungen von Krankenhäusern sind gesetzlich gedeckelt (für 2023 4,3%) und können nicht mit der aktuellen Inflation Schritt halten“, erklärten die beiden Kliniken-Geschäftsführer den Teilnehmenden.
Daher drohen den Christophorus Kliniken für 2023 zwischen Kosten (ca. 193 Mio. Euro) und Erlösen eine Lücke von 6,5 Mio. Euro. Auch in Lüdinghausen zeichnet sich eine ähnliche Situation ab. Die nicht refinanzierten Kostensteigerungen führen zu einer Finanzierungslücke von rund 1,5 Mio. Euro.
Schon im Herbst 2022 hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) darauf aufmerksam gemacht, dass die Krankenhäuer extremer Insolvenzgefahr ausgesetzt sind. Auch unabhängige Untersuchungen, wie der Krankenhausrating-Report, spiegeln wider, dass fast jedes zweite Krankenhaus von Insolvenz bedroht ist und fast keine Klinik mehr eine schwarze Null schreibt.
„Die aktuell laufende Strukturreform in NRW sieht unsere beiden Kliniken an den vier Standorten auch zukünftig als wichtige Versorgerinnen in der Region – doch dafür ist jetzt eine auskömmliche Unterstützung notwendig – und nicht erst, wenn die Reformen irgendwann greifen“, verdeutlicht Johannes Simon, Geschäftsführer Lüdinghausen.
Zwar hatte die Bundesregierung auf die immensen Energiekostensteigerungen reagiert und 6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, diese fließen jedoch nur teilweise und anteilig in die Kliniken. Den Christophorus Kliniken wurden 1,26 Mio. Euro Unterstützung für 2023 zugesichert, dem St. Marien-Hospital Lüdinghausen 318.000 Euro „In der aktuellen Lage sind wir dankbar für diese Finanzhilfe. Der Umfang ist jedoch nicht ausreichend und dieser Ansatz ist vor allen Dingen nicht
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nachhaltig. Wir müssen weg von kurzfristigen Hilfspaketen, hin zu einer planbaren und auskömmlichen Finanzierung “, so Dr. Mark Lönnies, Geschäftsführer CK.
Die Gäste der Gesprächsrunde drückten unisono ihre Solidarität mit den beiden gemeinnützigen Kliniken aus. „Wir alle wissen, wie elementar wichtig die beiden Krankenhäuser in unserem Kreis für die Gesundheitsversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger sind. In Not und Krankheit können wir uns auf sie verlassen, nun können sie sich auf unsere Unterstützung verlassen!“, betont Landrat Dr. Schulze Pellengahr und verwies auf die Unterschriftenaktion der DKG, zu finden auf deren Homepage sowie hier.
Gemeinsam schlossen sich Kliniken und politische Vertreter dem Protest des Aktionstages an und unterstrichen die Forderung nach verlässliche Sicherheit - Sicherheit für die Krankenhausträger:innen, für Beschäftigte, und vor allem für Patientinnen und Patienten. Konkret braucht es schon vor einer Krankenhausreform Maßnahmen, die Krankenhäuser wirtschaftlich absichern. Notwendig ist daher, dass der Bund zeitnah einen nachhaltigen Inflationsausgleich für alle Krankenhäuser schafft. Die DRG-Finanzierung (das Finanzierungssystem der Krankenhäuser) muss kurzfristig an Preissteigerung oder Inflation angepasst werden. Und die aktuellen Tarifabschlüsse erfordern, dass die daraus resultierenden Personalkosten-Steigerungen ebenfalls zeitnah an die Kliniken erstattet werden.
„Eine gute Patient:innen-Versorgung braucht starke Krankenhäuser!“ fasst Dr. Lönnies zusammen. „Die Bundesregierung muss handeln. Jetzt!“